Schon Ende 2015 hatte ich mich vorsorglich um einen neuen Blindenführhund gekümmert. Ich recherchierte im Netz und bei anderen Führhundhaltern. Ich bekam dann eine Empfehlung eines Führhundhalters für die Führhundschule Richter in Arnstadt. Ich rief die Eigentümerin Frau Richter an und sie hatte einen Hund der noch frei war und Anfang des jahres 2016 fertig war. Im April kam Frau Richter nach Berlin, da sie dort Verwandschaft hat, und brachte den Hund mit um ihn mir vorzustellen. Er war ein lieber und verschmuster Kerl und ich hatte ein gutes Gefühl. Wir vereinbarten die Termine für die Einarbeitung, die im Juli 2016 stattfinden sollte. Zunächst vereinbarten wir aber noch, dass meine Frau und ich nach Arnstadt fahren würden um auch die Schule vor Ort kennenlernen zu können. Das haben wir dann auch im April 2016 gemacht. Wir fuhren für zwei Übernachtungen an einem Wochenende mit der der Bahn nach Arnstadt. Ich hatte dort die Gelegenheit auch mit dem Hund die Führarbeit zu testen und mit ihm auch an der Leine zu gehen. Die Leinenführigkeit fiel mir gleich negativ auf. Der Hund zog als wollte er mich durch die Gegend schleifen. Hörzeichen wie "Nein" oder "Aus" bewirkten nichts. Ich sprach Frau Richter darauf an und sie meinte das er nicht mehr ziehen würde wenn er mich länger kennt. Ich glaubte dies auch und redete mir das schön, weil ich mit ihm eigentlich gut zurecht kam und mir vorstellen konnte die nächsten Jahre mit ihm zu arbeiten. Auch die Tatsache das er mich auf der Teststrecke ab und zu mal nicht ordentlich an Seitenhindernissen vorbeiführte habe ich für mich schön geredet. So vereinbarten wir einen Termin zur Einarbeitung. Die Einarbeitung sollte auf meinen Wunsch hin ausschließlich an meinem Wohnort in Berlin stattfinden. Die Einarbeitung war für Anfang Juli vereinbart.
Zunächst freute ich mich auf die Einarbeitungszeit und die Anwesenheit des neuen Begleiters sollte mir auch etwas über die Trennung von Tyson hinweg helfen. Aber die Mängel beim Führen haben sich hier fortgesetzt. Es ist immer mal wieder vorgekommen, dass ich mit der rechten Schulter oder mit dem Arm an Werbeaufsteller stieß die auf dem Gehweg standen oder auch wenn Poller dort waren führte er mich nicht wirklich korrekt drum herum. Er konnte es zwar und hat es auch gemacht, aber es kam doch immerwieder zu diesen Vorfällen. Beim Training des Arbeitsweges ins Auswärtige Amt hat er mich dann im Hausflur vor einen offenstehenden Fensterflügel mit der rechten Schulter laufen lassen. Ich verlor immer mehr das Vertrauen, da ich doch etwas Angst hatte das ich mich mal verletzen könnte. Am Wochenende fand dann keine Einarbeitung statt. Ich ging allein mit ihm raus und lief den Arbeitsweg und in Begleitung meiner Frau einen anderen Weg. Es passierte auch da wieder das er mich for einen Aufsteller führte. Da meine Frau mich warnte bin ich nicht angestoßen. In diesem Moment wurde mir dann klar das ich absolut kein Vertrauen zu dem Hund aufbauen kann, da schon einige Fehler passiert waren. Auch fiel mir auf, dass Frau Richter ein Quietschtier benutzte wenn er im Freilauf war um ihn zurückzurufen. Ich denke ein ausgebildeter Blindenführhund sollte schon die Unterordnung haben das er verbal vom Trainer abgerufen werden kann.
Als Frau Richter am Montag wieder zu uns kam, erklärte ich ihr das ich zum Hund kein Vertrauen aufbauen könne und die Einarbeitung abbrechen möchte. Frau Richter hat meine Entscheidung akzeptiert und ich meldete dies auch am gleichen Tag bei der Krankenkasse.
Nun hatte ich ein wirkliches Problem. Tyson war weg bei seinen neuen Besitzern und der Hund den ich ausgewählt hatte als Nachfolger konnte mein Vertrauen nicht gewinnen. Sofort machte ich mich daran Mails an sehr viele Führhundschulen zu schreiben um in Erfahrung zu bringen, ob ich eventuell auf die Schnelle einen anderen Führhund bekommen könnte. Von allen Schulen, bis auf einer, bekam ich die Antwort, dass man keine freien Hunde hätte und ich davon ausgehen müsse, dass ich bis zu zwei Jahre Wartezeit haben könnte. Nur die Führhundschule in Rostock hatte einen Hund, den ich ziemlich schnell haben konnte. Die Inhaberin Frau Asmuß teilte mir mit, dass ein Versicherter eine Absage seiner Krankenkasse bekommen habe und das die Angelegenheit sozialgerichtlich geklärt werden sollte. Dies würde einfach zu lange dauern auf eine Entscheidung zu warten. Wir vereinbarten ein Treffen bei dem ich den Hund kennenlernen sollte. Frau Asmuß kam zu mir nach Berlin. Zwischen Finch und mir stimmte die Chemie sofort. Er ging kaum von meiner Seite als wir uns unterhielten. Er war ein eher ruhiger Vertreter. Das ist auch gut so, da ich im Großraumbüro keinen Hund nehmen kann der hyperaktiv ist und dauernd da im Raum herumläuft und den Kolleginnen und Kollegen das Frühstück aus der Tasche holt. Auch imponierte mich seine Art zu führen. Wir gingen bei unserem ersten Treffen zusammen mit ihm raus und ich konnte gleich mit ihm am Führgeschirr laufen. Er führte sehr umsichtig und vorsichtig. Außerdem blieb er im Freilauf in unserer Nähe und er gehorchte wenn man ihn rief. Dieses Treffen fand Anfang August statt und wir vereinbarten gleich für Anfang September die Einarbeitungszeit in Berlin.
Als Frau Asmuß Anfang August mit Finch nach Berlin kam, da hat er einen äußerst starken Maulgeruch gehabt. Sie meinte dann, dass sie mit ihm vor der Einarbeitung noch zum Tierarzt mit ihm gehen würde, um ihm den zahnstein entfernen zu lassen. Daher käme der Maulgeruch. Als sie dann Anfang September zur Einarbeitung kam hatte er immernoch einen starken Maulgeruch. Sie meinte dann, dass er sich irgendwo gewälzt hätte und das das mit der Zeit wieder aus dem Fell verschwinden würde. Ich aber hatte genau gerochen, dass der Geruch aus dem Maul von Finch kam. Als meine Frau und ich mit ihm dann allein rausgingen damit er sein Geschäft verrichten konnte, da fiel uns auf, dass er stets sehr weichen, zwar noch geformten, Stuhlgang hatte. Das war mehr oder weniger immer so und es roch sehr stark. In der zweiten Woche der Einarbeitung gingen wir dann zu unserem Tierarzt zur Untersuchung. Er stellte fest, dass er vereiterte mandeltaschen hätte und der Geruch wohl vom Eiter käme. Er bekam Antibiotika und dann wurde es auch tatsächlich besser. Auch sein Stuhlgang wurde etwas besser, wenn auch nicht gut. Als die Einarbeitungszeit zu ende war fuhr Frau Asmuß wieder nach Hause und es dauerte etwa bis zu drei Wochen nach der Antibiotikaeinnahme und dann fing er wieder an aus dem Maul zu riechen. Ich ging erneut mit Finch zum Tierarzt und der stellte erneut eine Vereiterung der Mandeltaschen fest. Ich fragte den Arzt ob es denkbar ist das die Vereiterung chronisch sei, da meinte er das er sich damit beim Schnüffeln draußen anstecken würde und hier in Berlin seien diese Infektionen sehr ausgeprägt. Finch hatte das aber meiner Meinung nach schon aus Rostock mitgebracht, da er den Maulgeruch ja schon hatte als er das erstemal hier war. Dann sprach ich den Arzt an wegen der Stuhlgangproblematik. Er machte eine Blut- und Kotuntersuchung im Labor und stellte fest, das er eine erhöhte Anzahl von Clostridien hatte. Clostridien sind Erreger die zur Gattung der Gasbrandbakterien gehören. Eine gewisse Menge hat jeder Hund und jeder Mensch im Darm. Bei Finch war diese Menge einfach zu hoch. Wieder bekam er spezielle Antibiotika für die Clostridien. Der Stuhlgang wurde recht schnell normaler und der Maulgeruch verschwand nebenbei auch noch. Nach der siebentägigen Therapie mit Antibiotika hatte ich zunächst ein gutes Gefühl. Es dauerte aber wieder nur zweieinhalb bis drei Wochen und alles war wieder wie vorher. Ich ging wieder zum Tierarzt mit Finch. Wieder Blut- und Kotuntersuchung und wieder die gleiche Diagnose das zuviele Clostridien im Darm sind. Natürlich waren auch die Mandeltaschen wieder vereitert. Wieder Antibiotika. Der Tierarzt meinte wieder das Finch sich beim Schnüffeln angesteckt haben könne und das ich ihn nicht soviel draußen schnuppern lassen solle. Ein Hund ist ber ein Nasentier und es ist wohl eher nicht artgerecht ihm das Schnuppern zu verbieten, wenn man das überhaupt kann. Nach dieser Antibiotikagabe passierte wieder das gleiche. Wieder zweieinhalb bis drei Wochen alles in Ordnung und alles ging wieder von vorn los. Da ich mit den Aussagen des Arztes überhaupt nicht zufrieden war und ich das Gefühl hatte das er nicht auf der richtigen Spur war, ging ich mit Finch in die Tierklinik an der Märkischen Allee. Dort stellte man das gleiche fest und auch dort versuchte man mit speziellen Antibiotika gegen die Clostridien vorzugehen. Immerwieder das gleiche. Nach der Therapie war wieder etwa drei Wochen Ruhe und dann ging es wieder los mit den Symptomen. Finch hatte nun schon acht oder neun Monate mit kurzen Unterbrechungen Antibiotika bekommen und er war noch immer nicht auskuriert. In einer Mailingliste lernte ich eine Führhundhalterin kennen, die bei einer Ärztin an der Kleintierpraxis der Univiersität Gießen arbeitete. Sie sprach mit der Ärztin über meinen Fall und Sie war bereit zu versuchen Finch zu helfen. Die Entfernung von Berlin nach Gießen war natürlich zu groß als das wir mal ebend hätten dahin fahren können oder sogar mehrfach. Ich hatte bezüglich der Clostridien im Internet gelesen, dass eine vielversprechende Therapie für diese Erkrankung des Darms eine sogenannte Kottransplantation war. Diese Therapie wurde auch an dieser Tierklinik durchgeführt. Jedoch sagte mir die Ärztin, nachdem ich ihr die Laborunterlagen zugeschickt hatte, dass sie nicht glaubt das die Clostridien das Hauptproblem sind. Es könnte auch sein das er eine Eiweißüberempfindlichkeit hat und die Probleme deshalb entstehen. Wir sollten eine sogenannte Ausschlußfütterung machen. Das heißt wir mußten ihm ein Futter kaufen, dass er noch nie gehabt hat. Sie schlug vor das wir das Trockenfutter mit Pferdefleisch von der Firma Vetconcept nehmen sollten, da er Pferdefleisch in seinem leben noch nie gefressen hatte. und tatsächlich wurden nach etwa drei oder vier Wochen die Darmprobleme besser. Sein Stuhlgang wurde immer normaler und es roch auch nicht mehr so intensiv. Der Maulgeruch blieb natürlich. Seit wir dem Tipp dieser Ärztin gefolgt sind und das Futter gewechselt haben, scheint die Darmüberempfindlichkeit beruhigt zu sein. An Silvester 2016 war es am schlimmsten. Er hat sich von 10.00 Uhr an bis am Nachmittag um 14.00 Uhr im Viertelstundentakt übergeben. Vermutlich durch seine Halsvereiterung. Wir holten den mobilen tierärztlichen Notdienst und die Ärztin gab ihm eine Spritze damit zunächst wenigstens das Unwohlsein verschwinden sollte. Am 2. Januar 2017 gingen wir dann direkt mit ihm zu unserem Tierarzt, der dann wie oben schon beschrieben die Antibiotikatherapie einleitete. Ich schrieb an Silvester dies auch Frau Asmuß, dass Finch garnicht gut drauf wäre. Sie wollte sich an einen Arzt aus Hamburg wenden, der eine Therapie macht die in Hamburg vom Senat nicht genehmigt war. Sie wollte ihm eine Mail schreiben und mir diese im Vorfeld zusenden, um den Inhalt zu akzeptieren. Leider kam weder diese Mail von ihr noch seit diesem WhatsApp-Kontakt eine andere Rückmeldung oder Nachfrage von ihr. Vermutlich hat sie sich nicht mehr gemeldet, weil ich ihr unter anderem auch schrieb das ich Finch so nicht halten kann und das ich möchte das sie ihn wieder zurücknimmt wenn sich nicht bald was an seinem Gesundheitszustand ändert. Sie hat sich dann nicht mehr gemeldet bei mir und ich mich bei ihr auch nicht. Ich war doch ziemlich enttäuscht von ihr, da sie mir immer signalisierte das ihr Finch so am Herzen lag und das es ihr wichtig sei das es ihm gut geht und sie wäre sehr zufrieden und beruhigt das er es bei uns so gut hat. Sie wußte das es Finch nicht gut ging und trotzdem hat sie sich nicht mehr gemeldet und ich habe ihr auch nicht mehr mitgeteilt wie es weiterging. Bis September 2017 hätte ich Finch laut Vertrag noch an sie zurückgeben können. Das dürfte wohl der Hauptgrund gewesen sein das sie dachte das ich Finch tatsächlich zurückgeben will. Auf jedenfall bin ich der Ärztin aus Gießen, die mittlerweile in einer Privatklinik in Frankfurt arbeitet, sehr dankbar für ihre bisherige Hilfe. Ohne sie wären wir sicherlich noch nicht so weit wie wir es jetzt sind. Mittlerweile bekommt er auch noch einen Säureblocker gegen die Übersäuerung seines Magens. Dies soll helfen auftretende Übelkeit zu verringern und eventuelle Halsentzündungen durch die aufsteigende Magensäure zu beseitigen und damit dann auch den Maulgeruch zu reduzieren. Ob es helfen wird muß die Zukunft zeigen. Wir haben die Therapie auf anraten der Tierärztin aus Gießen erst jetzt versuchsweise begonnen. In 2020 Anfang des Jahres wurde bei Finch eine Unterfunktion der Schilddrüse festgestellt. Seit diesem Zeitpunkt bekommt er Tabletten gegen die Unterfunktion. Die Blutwerte haben sich dadurch wieder normalisiert.
Um den 10. August 2020 veränderte sich Finch von seinem Verhalten. Er wurde nach und nach immer ruhiger. Er fing an seinen Saufnapf mit ca. einem Liter Wasser komplett leer zu saufen, was er sonst nie so gemacht hat. In dieser Woche hat er in drei Nächten dann in die Wohnung uriniert. Das hat er zuvor auch noch nie gemacht gehabt. Nun wollte ich das doch mal abklären lassen ob vielleicht eine Blasenentzündung dahintersteckt. Da es Wochenende war, fuhr ich mit ihm in die Tierklinik an der Märkischen Allee in Marzahn. Dort wurde zunächst eine Blutuntersuchung gemacht und eine Urinuntersuchung. Es wurde allerdings nichts besonderes festgestellt. Alle Organwerte waren glücklicherweise in Ordnung. Lediglich ein Entzündungswert war zu hoch. Auch im Urin gab es außer eines leicht erhöhten PH-Wertes keine Hinweise auf eine spezielle Erkrankung oder ein Hinweis auf seine Verhaltensauffälligkeiten. Ich Die Tierklinik empfahl das der Haustierarzt eine Ultraschalluntersuchung machen soll.
Am Montag meldete ich mich dann auf der Arbeit krank um mit Finch zu unserem Haustierarzt gehen zu können. Der tastete ihn ab und meinte das Finch möglicherweise etwas gefressen haben könnte draußen das seine Darmpassage versperren könnte. So machte er eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel. Aber das war auch nicht das Problem. Die Darmpassage funktionierte. Dann machte er nochmals eine Blutuntersuchung und es wurde festgestellt, dass Finch plötzlich einen erhöhten Harnstoff- und Creatininwert hat. Dies deutet auf eine Nierenbelastung hin und der Tierarzt ging nun davon aus, dass er evtl. irgendwo Gift aufgenommen haben könnte. Er bekam ein Antibiotikum gespritzt und ein Mittel gegen Entzündungen sowie gegen die Vergiftungserscheinungen. Leider ohne Erfolg. Das Fieber blieb und auch sein Verhalten blieb auffällig. Er zog sich immer mehr zurück, war völlig inaktiv und kam auch nicht mehr morgens an mein Bett wenn der Wecker schellte um mich zu begrüßen. Beim nächsten Besuch einen Tag später tastete der Tierarzt ihn nochmals ab und stellte fest das er nun im Bereich des Beckens bei Druck Schmerzen hatte und auch beim Abtasten der Prostata. Er ging nun davon aus, dass es eine Prostataentzündung sein könnte. Er wechselte das Antibiotikum und einen Tag später war die Prostata nicht mehr empfindlich und wir dachten das er nun das schlimmste überstanden hätte. Allerdings war das Fieber nach wie vor da. Nachdem der Haustierarzt trotz vieler Untersuchungen und Behandlungen nun keine richtige Idee mehr zu haben schien, entschied ich mit Finch in eine andere Klinik zu gehen. Die Tierärztin aus Frankfurt empfahl die Tierklinik Kleintierspezialisten in Tegel. Dort fuhren wir am Dienstagmorgen dem 25. August hin. Die Ärztin bei der wir waren, eine Frau Dr. Schulz, war sehr einfühlsam und kompetent. Sie nahm gleich Blut ab und machte ein großes Labor, nach dem ich ihr alles was bislang war und gemacht wurde erklärt hatte. Dann wurde ein Ultraschall seines Bauchraumes und eine Röntgenaufnahme gemacht. Es wurde festgestellt, dass er eine raumfordernde Vergrößerung in der Milz hatte, in der Lunge und am Herz. Ob es sich um einen bösartigen Tumor der Milz mit Streuung in die Lunge handeln könnte war nicht eindeutig zu erkennen. Die Ärztin schlug vor Finch wegen seiner mittlerweile schon schlechten Konstitution stationär aufzunehmen. Ich willigte ein, weil ich die Hoffnung hatte das so seine Gesundung am besten vorangetrieben werden könnte. Am Mittwoch stellte dann einer der Fachärzte der Klinik fest, dass die Tumore in der Lunge und am Herzen zu einer sehr großen Wahrscheinlichkeit nicht bösartig wären und man auch nichts therapeutisch einleiten müsse. Zudem waren diese Tumore eh inoperabel wegen ihrer Lage im Brustkorb. Am Donnerstag ging es Finch dann etwas besser. Das Fieber war gesunken und er fraß jetzt auch wieder. Ich hatte nun wirklich die Hoffnung das alles in ein bis zwei Tagen behoben sein und ich Finch wieder abholen könnte. Aber falsch gedacht und gehofft. Bereits am Freitagnachmittag rief mich die Ärztin der Klinik an und erklärte mir das das Fieber wieder da sei und sie weitere Untersuchungen machen müßten. Darüber hinaus hatte er mittlerweile Wasseransammlungen in den Beinchen bekommen. Warum war auch unklar. Es sollte noch eine Knochenmarkspunktion am Freitagnachmittag gemacht werden. Am Samstagnachmittag wartete ich sehnlichst auf den täglichen Anruf der Ärztin in der Zeit zwischen 11.00 und 15.00 Uhr, wo üblicherweise die Besitzer der stationären Patienten angerufen wurden. Ich bekam aber zunächst keinen Anruf. Ich rief in der Klinik an, wo ich aber an der Rezeption niemanden erreichen konnte. Also wartete ich weiter. Um 18.00 Uhr bekam ich dann den ersehnten Anruf. Die Ärztin tielte mir mit das es Finch garnicht gut ginge. Sie haben zwar am Freitagnachmittag die Knochenmarkspunktion gemacht, warten aber noch auf die Ergebnisse des Labors. Finch habe noch mehr Wassereinlagerungen bekommen bis in den Brustkorb hinein und es ginge ihm nicht gut. Ich wollte ihn natürlich sofort sehen und fuhr mit dem Taxi zur Klinik. Die Ärztin brachte Finch nach draußen vor die Klinik. Er bewegte sich irgendwie wie im Trance. Ich hatte auch das Gefühl das er meinen Sohn, der mich begleitet hatte, und mich garnicht erkannte. Er ließ sich zwar streicheln und wedelte leicht mit der Rute, aber Freude war das nicht. Er elgte sich auch sofort hin weil ihm stehen zu anstrengend war. Ich sagte sofort, dass ich möchte das er eingeschläfert wird, weil er so nicht weiterleben kann. Die Ärztin sagte, dass sie auch glaubt das Finch keine Freude mehr am Leben hat und er wirklich leidet. Sie könne meine Entscheidung nachvollziehen. So ließ sie uns mit Finch noch etwas allein, damit ich mich von ihm verabschieden konnte. Wir hatten eine Stunde Zeit. Ich kniete mich zu ihm auf den Boden und kraulte ihn. Dann merkte ich erst so richtig wieviel Wasser tatsächlich in seinem Körper war. Seinen Oberarm konnte ich nicht mehr mit einer Hand umgreifen. Es waren noch rund drei Zentimeter frei zwischen den Fingern. Auch am Bauch fühlte man Wasser und seine Atmung war flach und machte Rasselgeräusche. Dann kam die Ärztin wieder um uns ins Zimmer zu holen um Finch auf seinem letzten Weg zu begleiten. Er konnte nicht allein aufstehen. Die Ärztin legte ihm die Hand unter den Brustkorb und mußte ihm hochhelfen. Er lief sehr unsicher und wackelig. Es tat in der Seele weh ihn so zu erleben. Ich wußte in diesem Moment genau das ich die richtige Entscheidung für ihn getroffen hatte. Wir gingen in den Behandlungsraum wo wir Finch auf einen Tisch legten. Er legte sich gleich auf die Seite so wie er üblicherweise immer lag. Die Ärztin verließ nochmal den Raum für ein paar Minuten damit wir noch mit Finch allein sein könnten. Ich nachm ihn fest in den Arm und sprach beruhigend auf ihn ein. Dann kam die Ärztin wieder und erklärte den Vorgang genau. Er bekam zunächst eine Narkosespritze damit er tief schläft und vom Einschläfern praktisch nichts mitbekam. Ich hielt ihn fest im Arm und legte meine Wange an seinen Kopf und sprach mit ihm das es ihm bald besser geht und das ich ihm alles Gute wünsche. Dann spritzte die Ärztin das Narkosemittel und er schlief ein. Dann bekam er das Mittel zur Einschläferung in seinen Venenzugang gespritzt. Ich hielt Finch weiterhin im Arm und legte meine Hand auf seinen Brustkorb um seinen Herzschlag fühlen zu können. Kaum hatte die Ärztin das Mittel verabreicht hörte das Herzchen auf zu schlagen und die Atmung setzte aus. Ich habe seinen letzten Herzschlag gefühlt und ich habe ihn auf seinem letzten Weg begleitet. Das war ziemlich genau am Samstag dem 29. August 2020 um 22.00 Uhr. Ich habe es ihm so leicht gemacht wie es nur ging. Ich glaube das er von all dem garnicht viel mitbekommen hatte und er froh war nun keine Schmerzen mehr haben zu müssen. Wo immer Finch jetzt ist hoffe ich sehr das er es gut hat und er froh ist das ich mich so entschieden habe.>
Finch war stets für mich da und hat mein Leben durch seine präsens bereichert. Er fehlt uns sehr. Niemand ist mehr da der mich morgens begrüßt wenn der Wecker schellt. Niemand der mir neugierig in der Wohnung hinterher läuft. Die Wohnung fühlt sich leer an. Er wäre am 16. Dezember erst sieben Jahre alt geworden. Sein Abschied war viel zu früh. Mein lieber Finch wir sind in Gedanken bei dir und wir werden dich sicher nie vergessen.
Jetzt geh ich meinen letzten Gang, von Herrchen treu begleitet, weil mir mein armer Hundefang so bösen Schmerz bereitet. Ich hab die Worte wohl gehört, die ihr zuletzt gesprochen, mein kleiner Körper ist zerstört, mein Herze bald gebrochen. Ich reg' mich nicht und rühr' mich nicht, lieg ja in Herrchens Arm. Vom Hundehimmel strahlt ein Licht, und mir ist jetzt ganz warm. Nun Herrchen. lauf und geh nach Haus, grüß Frauchen auch, von Herzen! Ein kleiner Stich, dann ist es aus, vorbei sind alle Schmerzen... Ich war dein kleiner Finchi nur, doch fühlt' ich eure Liebe und gebe euch den einz'gen Schwur, dass gern ich bei euch bliebe.
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